Hinter dem Begriff Pflege-Bahr verbirgt sich eine neue Pflege-Zusatzversicherung, die sowohl von gesetzlich als auch privat versicherten Personen in Anspruch genommen werden kann und ab 2013 vom Staat gefördert werden soll. Erklärtes Ziel ist es, die Versorgungslücke zu schließen, die sich zwischen den Zahlungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung und den tatsächlichen Kosten der Pflege ergibt. Das Konzept ist allerdings nicht frei von Kritik.
Im kommenden Jahr kann die neue Zusatzversicherung abgeschlossen werden. Der Staat beabsichtigt, jeden Vertrag mit 5 Euro pro Monat zu bezuschussen, wenn Bürger selbst mindestens 10 Euro dafür zahlen. Die Notwendigkeit einer solchen Zusatzversicherung ergibt sich aus den sehr hohen Pflegekosten, denen nur vergleichsweise geringe Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung gegenüber stehen. Für einen Pflegefall in Heimunterbringung werden derzeit monatlich rund 3.000 Euro fällig. Zur Finanzierung stünden in diesem Fall aber nur 1.550 Euro zur Verfügung, also nur wenig mehr als die Hälfte dessen, was benötigt wird. Die Pflege-Zusatzversicherung soll diese Lücke nun schließen.
Ein wesentliches Merkmal dieser Versicherung sind die gesetzlichen Vorgaben, welche besagen, dass niemand von dem Angebot ausgeschlossen werden darf. Versicherungen müssen also jedem eine Zusatzversicherung gewähren, unabhängig vom jeweiligen Risiko und Alter des Versicherten. Eine Gesundheitsprüfung ist nicht gestattet. Freilich tun sich Versicherungsunternehmen mit dieser Vorgabe schwer, weswegen derzeit am Markt auch nur sehr wenige Angebote zu finden sind. Es wurde lediglich eine Karenzzeit von fünf Jahren vereinbart. Das heißt, dass Versicherte während der ersten fünf Jahre nach Vertragsabschluss keinen Anspruch auf Leistungen aus dem Pflege-Bahr haben.
Kritiker bemängeln, dass durch den Wegfall einer Risikoprüfung die Policen sehr teuer werden könnten. Letztlich sind auch Versicherer danach bestrebt, wirtschaftlich sinnvoll zu handeln. Ob die vom Staat gewährten 60 Euro pro Jahr ausreichen, die Zusatzversicherung zu einem akzeptablen Produkt zu machen, ist also noch nicht sicher vorauszusagen. Hinzu kommt, dass die geförderten Policen damit auch teurer ausfallen könnten als jene Produkte, die bereits am Markt erhältlich sind.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Summe der Förderbeträge, denn hier soll es in Sachen Finanzierbarkeit zu Konflikten kommen. Laut Expertenmeinungen soll die Anzahl der Pflegefälle bis zum Jahr 2030 auf bis zu 3,4 Millionen anwachsen. Gesundheitsminister Daniel Bahr konnte jedoch durchsetzen, dass ab dem Jahr 2014 so viele Versicherungen gefördert wie abgeschlossen werden. Für das Jahr 2013 sind bereits 100 Millionen Euro eingeplant. Reicht die Summe nicht aus, muss der Bund zusätzliches Kapital für die Förderung freimachen.
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